«Food Zurich»: Raus aus der Deckung!

Food Zurich

Wer kennt «Food Zurich»?

Die 2018er Ausgabe des grossen Zürcher Food-Festivals «Food Zurich» ist schon wieder Geschichte. Gestern ging mit dem Street Food Festival der letzte Event des diesjährigen Veranstaltungsmarathons zu Ende. Weil aber nach dem Festival vor dem Festival ist, werfen wir einen kritischen Blick zurück auf die vergangenen Food-Tage und fragen: Wer kennt eigentlich «Food Zurich»?

Opening Party, Tippling Club, ein Flirt zwischen zwei Spitzenköchen, das Street-Food-Festival und hundert weiteren grosse und kleine Veranstaltungen: Das Festivalprogramm von «Food Zurich» liess auch dieses Jahr keine Wünsche offen. Kaum ein Food-Bedürfnis, sei es noch so exotisch und abgefahren, das während der zehn Festivaltagen nicht abgedeckt wurde.

Keine Frage: Das Festival ist eine Bereicherung für die Stadt, für Food-Fans und die Gastronomie gleichermassen. Das Potenzial ist riesig und noch lange nicht ausgeschöpft, denn Food inspiriert, begeistert und ist omnipräsent auf allen Kanälen. Selbst wer eine Städtereisen plant, sucht sich heute seine Destination oft auch aufgrund einer spannenden Foodszene aus.

Kurz, Food ist einer der grossen Megatrends unserer Zeit. Welch ideale Voraussetzung für ein erfolgreiches Food-Festival! Genau deshalb setzt Zürich auf «Food Zurich» und hofft, damit auch ausländische Besucher von den kulinarischen Qualitäten unserer Stadt überzeugen und anlocken zu können.

Keine Präsenz in der Stadt

Nur: Vom breiten Publikum wahrgenommen wird das Festival bisher kaum. Zwar kennen viele das Street Food Festival, aber «Food Zurich» ist den meisten Food-Fans unbekannt.

Und das hat einen Grund: Das Festival ist in der Stadt nicht präsent. Während der Festivaltage deutet wenig bis gar nichts darauf hin, dass hier gerade das grösste Food-Festival der Schweiz im Gange ist. Selbst am Street Food Festival, dem wohl bedeutendsten Event im Rahmen von «Food Zurich» und mit bis zu 10’000 Besuchern am Tag wahrer Publikumsmagnet, findet man kaum Hinweise darauf. Das ist unverständlich. Und es steht dem Durchbruch der Veranstaltung im Weg.

«Food Zurich» fehlt bis heute die Festival-Seele. Damit diese gedeihen kann, bräuchte es dringend viel «Food Zurich»-Präsenz in der Stadt, ein zentral gelegenes Festivalhub, mehr Vernetzung zwischen den fast 150 Satelliten-Events und einen starken thematischen Faden durchs Programm. Und es darf nicht alles «Food Zurich» sein, was gerade ein bisschen mit dem Thema Food zu tun hat. Ansonsten wird das Foodfestival schnell belanglos.

Das wäre jammerschade und eine verpasste Chance für unsere tolle Stadt. Zürich braucht heute mehr denn je eine Bühne für das kulinarische Schaffen der vielen innovativen Gastronomen und die nicht minder innovativen lokalen Produzenten mit ihren herausragenden Qualitätsprodukten. Kurz: Ein Schaufenster für die ganzen Food-Szene.

Nächstes Jahr braucht es echtes Festivalfieber

Nicht falsch verstehen: Was die Festival-Macher bisher zustande gebracht haben, ist eine ausserordentlich starke Leistung und verdient Respekt. Sie haben die Basis für etwas Grosses geschaffen. Für die nächste Ausgabe von «Food Zurich» müssen sie aber über die Bücher gehen und in der Stadt spürbares Festivalfieber verbreiten. Erst dann wird «Food Zurich» sein ganzes Potenzial entfalten können und einen echten Mehrwert bringen – für das einheimische Publikum, die Touristen, die Stadt und die mitwirkenden Hotels, Gastronomen und Produzenten.

Alle Beteiligten stecken sehr viel Herzblut in das Festival. Deshalb sind wir überzeugt, dass die Schwächen erkannt sind und man sich mit Verve dahinter macht, den Weg in eine lange und erfolgreiche Festival-Zukunft zu ebnen. Denn wie gesagt: «Food Zurich», das grösste Food-Festival der Schweiz, bringt grossartige Events hervor und ist eine Bereicherung für Zürich, die wir nicht missen möchten. 

Food Zurich

 

Three to remember

In besonderer Erinnerung bleiben werden uns drei Veranstaltungen, die wir dieses Jahr besucht haben. Sie hätten nicht unterschiedlicher sein können – ergänzt haben sie sich trotzdem gut. Alle drei haben nämlich das ganze «Food Zurich»-Spektrum bespielt: Von Show und ausgefallen (siehe unten) über Spitzenküche und günstig bis hin zu Massenphänom und exotisch.

Show und ausgefallen: Ryan Clift

Das Hotel Storchen war Austragungsort eines ganz schön abgefahrenen Food-Cocktail-Gummibärchen-Events. In dem neuen 5-Sterne-Hotel in der Altstadt hat der energiegeladene englische Koch-Superstar Ryan Clift ein Gastspiel gegeben. Der führt in Singapur den Tippling Club, eines der angesagtesten Restaurants Asiens. Ganz nebenbei ist er ein begnadeter Showman.

Am 26. Mai hat der zielstrebige und wilde Küchenkünstler, dessen Persönlichkeit man am ehesten als einem ungeschliffenen Diamanten ähnlich charakterisieren könnte, in der Bar des Storchen einen super exklusiven Einblick in sein aussergewöhnliches Können gegeben – zusammen mit seinem Chef de Bar.

tippling club food zurich 09

Aussicht von der Bar. Rechts: Cocktails und Gummibärchen à la Tippling Club.

tippling club food zurich 09

Snack- und Cocktail-Pairing.

tippling club food zurich

Mousse vom Tom Yam Curry

tippling club food zurich

Nach dem Fussbad in der Limmat: Cracker aus Reis und Seetang mit japanischem Hering und Lachsrogen.

tippling club food zurich 09

Gummibärchen Give-away.

30 Personen wollten sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, den legendären Engländer hautnahe zu erleben. Serviert hat er dort drei! ausgefallene Kreationen aus seinem bis zu 9-gängigem Snack-Menu zusammen mit drei! meisterhaften Cocktails. Im Schlepptau: drei! alkoholhaltigen Gummibärchen – sein Markenzeichen.

Dazu hat Clift mit wortgewaltiger Stimme seine ausgefallenen Kreationen im Details vorgestellt, seine japanisch inspirierte Food-Philosophie erklärt und gesagt, auf was er als Chef ganz besonders Wert legt: erstens Geschmack, zweitens Textur, drittens Duft und ganz am Schluss die Präsentation.

Serviert hat er unter anderem ein aussergewöhnliches Mousse vom Tom Yam Curry mit zerstossenen Crevetten-Schalen, Galagang und Ingwer mit frischen Curry-Blättern, einem japanischem Tempura und fermentierter, geriebener Kokosnuss.

Für seinen Auftritt und seine kleinen Snacks hat er bewundernde Blicke und viele Ohs und Ahs  geerntet.

Die Show war übrigens dermassen perfekt, dass der horrende Preis von 140 Franken pro Person darob völlig in der Hintergrund rückte.

Tippling Club

 

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