Bodenständige Spitzengastronomie im Mesa
Umwerfendes Pâté vom Malanser Junghahn, subtiler Salat von Luzerner Tomaten und ein fast schon provokativ unaufgeregtes Stück Pata Negra Secreto. Der junge Küchenchef Sebastian Rösch bringt eine neue Handschrift ins Restaurant Mesa – und tritt gleichzeitig ein schweres, von vielen Wechseln gezeichnetes Erbe an. Dass er seine Arbeit in der Mesa-Küche ausgezeichnet macht, davon konnten wir uns bei einem Besuch im September überzeugen.
Das Mesa ist ein alte Bekannte in der Zürcher Spitzengastronomie und war bis 2012 eines der meistbeachteten Restaurants der Stadt. Seit der Eröffnung 2003 hat sich das Lokal immer wieder ins Gespräch gebracht – mal mit seinen aussergewöhnlichen Kreationen auf dem Teller, mal mit spektakulären Personalrochaden in der Küche. Seit Januar steht nun der junge, in der Spitzengastronomie erprobte Sebastian Rösch am Herd und will mit ausgefeiltem Handwerk und viel liebe zu hochwertigen Produkten seinen Gästen ein aussergewöhnliches Gourmeterlebnis bieten.
Und Rösch scheint zu liefern, was das Mesa verspricht. Gerade erst hat ihm der wichtigste Gastroführer der Schweiz, der Guide Michelin, einen Stern zugestanden. Mit dieser Auszeichnung gehört der junge Bayer zu dem exklusiven Kreis von sieben Topgastronomen in der Stadt, die gleich bewertet sind. Nur zwei Restaurants in Zürich schaffen es in eine noch höhere Kategorie.
Noch bevor man wusste, dass das Mesa den Michelin Stern 2018 bekommen würde, haben wir uns an die Weingartenstrasse aufgemacht. Wir wollten dem neuen Wind, den Rösch in die Mesa-Küche bringt, auf den Zahn fühlen und in Erfahrung bringen, ob sich das Mesa mit dem neu eingeschlagenen Weg wieder in das Bewusstsein der Zürcherinnen und Zürcher wird bringen können.
Karte Mesa
Die Karte ist übersichtlich, klar strukturiert, modern und kommt im Dreiklang daher. Zur Auswahl stehen drei Vorspeisen, ein Suppengang (der springt mit zwei Suppen ausnahmsweise leicht aus dem Rahmen) drei Zwischengänge, drei Hauptgänge und drei Desserts. Innerhalb dieser Reihenfolge lassen sich alle Speisen frei kombinieren – Abhängigkeiten gibt es keine. Und wer auf einen Gang verzichten möchte, kann den gerne auch weglassen.
Im Vordergrund stehen bei Rösch lokale Produkte, auch wenn nicht ausschliesslich. Einzige Voraussetzung: Es muss saisonal sein. Daran lässt sich ein sympathischer Pragmatismus erkennen, der die Qualität der Erzeugnisse an erste Stelle setzt. Und so hat auf der Karte die Pâté vom Malanser Junghahn und das Angnus Rind aus Nidwalden genauso Platz wie der spanische Pata Negra Secreto und der leinengeangelte Thunfisch.
Preis Mesa
Aus den insgesamt 15 Gerichten, die Sebastian Rösch im Mesa anbietet, wählt man entweder drei (95 Franken), vier (115 Franken) oder fünf (135 Franken) aus. Wer sich ausschliesslich auf vegetarische Varianten beschränken möchte, der zieht jeweils 20 Franken ab.
Wir waren im September zu dritt im Mesa und haben mit Wein und Getränken insgesamt 506.50 Franken bezahlt.
Harrys Tipp
Sebastian Rösch hat uns überzeugt – und uns auf eine wunderbare kulinarische Entdeckungsreise durch eine saisonal inspirierte Spitzenküche mitgenommen. Neugierig auf den Abend gemacht hat uns der junge Bayer, der übrigens im Mesa seine erste Anstellung als Küchenchef hat, mit drei unerwarteten Grüssen aus der Küche: Einem wunderbaren Pork-Crackling garniert mit frischen Apfelstreifen, einer herrlich erdigen, belegten rohen Randenhälfte und einem eleganten und fruchtigem Salat aus erstklassigen Luzerner Tomaten. Das Vorspeisen-Highlight war in unseren Augen die Pâté vom Malanser Junghahn mit einer gerösteten Briochescheibe und Thurgauer Essigkirschen. Aber auch der leicht gegrillte Thunfisch in Kombination mit Avocado, milder Chilli und grüner Mango war ein äusserst gelungener Auftakt. Ergänzt haben wir den ersten Gang mit einer herrlichen Krustentierconsommé, die mit ihren grünen Erbsen auch die Augen freudig stimmte.
Beim Zwischengang haben wir uns für das Freilandei 63 Grad mit Steinpilzen, den Pata Negra Secreto mit Baumnüssen und Federkohl und die Seezunge mit Pastinaken und Lauch entschieden. Alle drei Gerichte waren solide zubereitet und haben uns viel Freude bereitet- nicht nur im Gaumen, sondern auch optisch.
Mit den Gnocchi mit Ratatouille und Parmesan zur Hauptspeise hat Rösch für uns bewiesen, dass Spitzengastronomie auch abseits ausgetrampelter Wege stattfinden kann. Wer dieses an und für sich einfache Kartoffel-Gericht auf Sterneniveau heben kann, der versteht sein Handwerk und gibt zu verstehen: auf die Qualität der Speise kommt es mir an – Schickimicki überlass ich anderen. Das finden wir sympathisch.
Nicht ganz so sympathisch wie wir es erwartet hätten war – zumindest zu Beginn – der Service im Mesa. Dieser wurde vom Guide Michelin zwar ausdrücklich gelobt, wir empfanden den Empfang als kühl und nicht auf dem Niveau der Küchenleistung. Auch wenn die Bedienung im Laufe des Abends mit uns wärmer wurde, war der Schaden leider bereits angerichtet.
Öffnungszeiten Mesa
Dienstag – Freitag 11:45 – 15 Uhr
18:30 – 24 Uhr
Samstag 18.30 – 24 Uhr
Sonntag und Montag geschlossen
Adresse Mesa
Restaurant Mesa
Weinbergstrasse 75
8006 Zürich
Tel. +41 43 321 75 75
mesa-restaurant.ch
(Fotos: Carrie Meier-Ho)
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