Suvretta House – Reise in eine andere Welt
Wer wissen möchte, wie St. Moritz tickt, der darf sich einen Besuch im Suvretta House unter keinen Umständen entgehen lassen. Als wir Anfang Dezember für ein paar Tage in dem Engadiner Nobelskiort waren, stand natürlich auch ein Besuch in dem altehrwürdigen Luxushotel auf dem Programm.
Ein bisschen ausserhalb von St. Moritz, im Ortsteil Suvretta, thront an einem freistehenden Südhang mit unverbauter Sicht auf den Silvaplanersee das Suvretta House. Schöner gelegen ist keines der Hotels in St. Moritz.
Das 1912 erbaute Hotel mit seinen 181 Zimmern steht stolz und prächtig da und strahlt eine faszinierende Gelassenheit aus – fast scheint es, als ob die Zeit an dem Haus spurlos vorüber ginge.
Durch eine Drehtüre tritt man in die prestigeträchtige Herberge – ziemlich unspektakulär ist der Empfangsbereich. Erst wenn man dann die Stufen in die Haupthalle des Hotels tritt und sich der wunderbare Blick durch die grossen Panoramafenster auf den Silvaplanersee und die majestätischen Berge eröffnet erlebt man die ganze Pracht dieses Hotels – und erkennt schnell, weshalb Stammgäste Jahr für Jahr hier her pilgern, und das seit Generationen.
Fliege und weisses Jackett
Wir nehmen an einem Tischen gleich bei der grossen Fensterfront platz und bestellen uns Afternoon Tea und ein Glas Champagner. Wie gut das doch hier her passt. Feine Scones, Mini-Sandwiches und ein bisschen Patisserie – die Welt ist in Ordnung.
Die riesige Hotelhalle mit der hohen Decke, den vielen Sesseln und Tischchen hat etwas Erhabenes. Durch die Glasfront sehen wir nur Wald, See und Berg. Einen Augenblick lang meinen wir in Kanada zu sein – bis der Kellner im weissen Jackett mit Fliege fragt, ob er uns noch mal Tee nachschenke dürfe.
Der Champagner macht uns müde. Es ist Zeit für eine bisschen Ruhe. Wir gehen auf unser Doppelzimmer. Das Zimmer ist modern und trotzdem klassisch eingerichtet, auch das passt bestens hier her. Im Bad gibt es exklusive Pflegeprodukte von Asprey London und zwei grosse Tüten voller Badesalz. Die Verlockung ist gross, jetzt ein Bad zu nehmen. Dann entscheiden wir uns aber doch dagegen, wir wollen lieber die wunderschöne Aussicht aus dem Fenster geniessen. Wir fühlen uns wie im Paradies.
Facilities
Ohne Spa-Bereich geht es auch im Suvretta House nicht, da unterscheidet sich das Traditionshaus nicht von anderen Hotels. Ziemlich einmalig allerdings ist das 25-Meter-Schwimmbecken. Das ist reguläre Hallenbadlänge und lässt das Herz jedes Schwimmers höher schlagen. Einen Standard in der Luxushotellerie setzt das Hotel auch mit seinem edlen Skiraum. Dort gibt es neben einem grossen Ski-Shop auch 380 beheizte Skikästchen – kalte Skischuhe morgens gehören im Suvretta House der Vergangenheit an. Vom Skiraum bis zum privaten Suvretta-Skilift, der quasi ein Anschlusslift ist, sind es übrigens lediglich einige Meter Distanz.
Grand Restaurant
Im Hotel gibt es zwei Restaurants, zwischen denen man sich entscheiden kann: das noble Grand Restaurant und die rustikale Suvretta-Stube.
Zum Abendessen tauchen wir ab ins Grand Restaurant, einer Welt der Tradition. Wo wird man heutzutage als Gast noch gebeten, doch bitte schön im Jackette und mit Krawatte zum Dîner zu erscheinen? Hier lebt dieser alte Brauch weiter und fast schon ehrfürchtig binde ich mir im Zimmer die Krawatte.
Die Stammgäste wünschen sich diese Kleidervorschrift, sagt man uns. Dass es nicht einfach ist, die Wünsche der Stammgäste und die Ansprüchen neuer Kundengruppen auszubalancieren wird uns nach dem Gespräch mit unserer Tischnachbarin klar. Die Deutsch-Engländerin in ihren Siebzigern kommt seit mehr als 30 Jahren ins Suvretta House und hat ihre ganz bestimmte Vorstellung davon, wie es sein muss, beziehungsweise bleiben muss – da haben Veränderungen nur ganz wenig Platz.
Und trotzdem lässt sich der Wandel der Zeit nicht aufhalten: Der kommt nämlich in Form eines neuen Executive Chefs in das Grand Restaurant. Der 36-jährige Fabrizio Zanetti bringt frischen Wind in die Küche – nur schon wegen seines jungen Alters. Nach Stationen im Baur au Lac, im Castello del Sole in Ascona und als Sous-Chef in Gordon Ramseys Savoy Grill in London bringt Zanetti die Voraussetzungen mit, dem Grand Restaurant einen neuen Schliff zu verpassen und die Stammgäste auf die Reise in eine neue Ära mitzunehmen.
Angefangen haben wir unsere Abendessen mit einem Hummercocktail mit Vanille, Sweet Potatoes und Baby Lattich und einem lauwarmen Hummersalat mit Koriander und Blutorangen auf Burrata. Vor allem die Kombination Hummer und Vanille hat uns sehr gut gefallen und war ein sehr gelungener Auftakt. Weiter ging es mit einer perfekt gekochten flüssigen Polenta mit Ei und ein bisschen Crazyness in Form eines umwerfend intensiven Trüffel d’Alba. Zum Hauptgang haben wir uns für ein Sirloin Steak und einen Loup de Mer entschieden. Beide Gerichte waren hervorragend, allerdings eher konservativ ausgeführt. Vielleicht wollte man zumindest mit diesen beiden Klassikern sein Stammpublikum nicht vergraulen. Abgeschlossen haben wir unser Jackette-und-Krawatten-Dinner mit zwei kleinen Tartelettes aux Citrons serviert mit Ricotta und Mandeln und einem Schokoladen-Carré.
Wen es nach dem Abendessen noch nach einem Digestif gelüstet, der wird in Anton’s Bar oder in der Club-Bar glücklich.
Adresse
Hotel Suvretta House
Via Chasellas 1
7500 St. Moritz
Tel. +41 81 836 36 36
www.suvrettahouse.ch
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