Warum uns dieses funky Izakaya begeistert

Chef Dan hinter dem Yakitori-Grill im Gaijin Zürich

Gaijin: Funky Comfort-Food im japanischen Izakaya

Mit dem neuen Gaijin schlägt Zürich eine bisher unbekannte Seite japanischer Gastrokultur auf. In dem brandneuen Lokal sucht man vergeblich nach Sushi oder Ramen, dafür lassen Yakitori-Spiesse und Izakaya-Häppchen ihre Reize spielen.

Nur im November 2020: Italienisch-japanisches Geflirte im Gaijin

Giuseppe D’Errico und Dan Shu.

Das Gaijin hat sich mit seiner japanischen Izakaya-Philosophie innert Kürze einen prominenten Platz in der Zürcher Gastroszene ergattert. Vom 3. bis zum 15. November lotet Dan Shu, der Meister hinter dem Gaijin Yakitori-Grill, die Grenzen weiter aus und beginnt ein kulinarisches italienisch-japanisches Geflirte. Mit im Bunde: Guiseppe D’Errico, noch bis vor kurzem Chefkoch des Michelin-Restaurants Ornellaia. 

Affären sind zeitlich (fast) immer begrenzt. Das gilt auch für das kulinarische Geflirte zwischen Dan Shu vom Restaurant Gaijin und Guiseppe D’Errico, dem vormaligen Küchenchef des Sternerestaurants Ornellaia an der St. Annagasse. 

Beide Köche sind jung, experimentierfreudig, talentiert und kennen sich schon seit vielen Jahren. Nachdem Guiseppe D’Errico seine bisherige Wirkungsstätte bei der Bahnhofstrasse verlassen hat, hat sich für die beiden Freunde eine einmalige Gelegenheit geboten, temporär gemeinsame Sache zu machen und in dem Izakaya beim Stauffacher eine japanisch-italienische Affäre mit Ablaufdatum zu beginnen. 

Bao mit Rindskutteln (Giuseppe), Crab Tostadas (Dan).
Kalbstatar (Giuseppe), Tuna (Dan).
Carciofo (Giuseppe), gegrillter Lauch (Dan).
Jakobsmuschel mit «Crunchy Stuff» (Giusppe), Kürbis und frittierte Hühnerhaut (Dan).
Reh mit poachierter Pastinake (Giuseppe), grillierter Hamachi Fisch (Dan).
Tortello mit italienischer Dashi (Giuseppe), Udon-Carbonara mit Meeresalgen (Dan).
Panna Cotta mit Yuzu (Giuseppe), Caffè Semifreddo mit Yuzu und Kokosnuss (Dan).

Kräftige Aromen, delikat eingesetzt

Das kulinarische Konzept ist eine einzigartige Fusion italienischer und japanischer Zutaten. Der gemeinsame Nenner? Kräftige Aromen, die in den Gerichten delikat eingesetzt werden. Interessant ist das allemal, denn die beiden Küchen, so entfernt sie auch voneinander sein mögen, haben eines gemeinsam: Beide beschränken sich auf wenige Zutaten in einem Gericht und beide legen höchsten Wert auf deren Qualität. 

Serviert werden insgesamt sieben Gänge. Jeder Gang besteht aus zwei Gerichten, die sich wie zwei Liebhaber gegenseitig umtänzeln. Sie werden gleichzeitig aufgetragen, das eine ist von Dan zubereit, das andere von Guiseppe. 

Laufzeit und Preis

Giuseppe und Dan machen vom 3. bis zum 15. November 2020 gemeinsame Sache (inklusive Sonntag). Sie bieten jeden Tage zwei Seatings an, je 18 Uhr und 20:15 Uhr. 

Das kulinarische Techtelmechtel kostet 120 Franken pro Person. Für 65 Franken on Top gibt es ein Getränke-Pairing dazu.  

Das ist Harrys Tipp

Diese japanisch-italienische Techtelmechtel im Gaijin sollte man sich nicht entgehen lassen. Beide Chefs haben uns in der Vergangenheit ganz unabhängig voneinander begeistert. Dass jetzt beide für ein gemeinsames Projekt zusammengefunden haben, ist ein Glücksfall und ein kulinarisch unkonventioneller Hochgenuss.

Wir hatten bereits im Vorfeld die Gelegenheit, mit den sieben Gänge, beziehungsweise 14 Gerichten, Bekanntschaft zu machen. Was die beiden da serviert haben, war eine unerwartete Genussorgie mit viel handwerklicher Präzision und innovativen Ideen. Besonders überrascht haben uns Bao Sandwiches mit Rindskutteln, die einem römischen Rezept nachempfunden sind. Oder die italienische Panna Cotta mit japanischem Yuzu und Nori Crumble (Meeresalgen). Beides von Giuseppe. Oder die Udon Carbonara mit Katsuobushi (Bonitoflocken). Oder die fantastische Kürbissuppe mit Lime und frittierter Hühnerhaut. Beides von Dan. 

Taco California im neuen japanischen Restaurant Gaijin in Zürich
Tacos California – unverkennbar japanisch. Mit Wonton- statt Mais-Tortilla, Prawns und Surimi (japanischer Fischbrei), Sesam und Radieschen auf 7 Spice Guacamole.
Viele kleine Gerichte im japanischen Restaurant Gaijin in Zürich
Links: Tempura Prawns auf einem Rice-Chip. Rechts: Chicken-Skewers vom Yakitori-Grill und Hot’n’Cold Cucumbers mit Sansho-Pfeffer.
Yakitori-Spiesse und Gurken-Salat mit Sansho-Pfeffer im japanischen Restaurant Gaijin in Zürich
Auberginen und Tacos Japanese-Style im neuen Gaijin in Zürich
Links (im Uhrzeigersinn): Shishito Peppers mit Sesam und japanischer Tare-Sauce, Hot’n’Cold Cucumber-Salad, Tacos California und Miso Roasted Eggplants. Rechts: Nochmal die Roasted Eggplants.
Winkende Katzen im japanischen Restaurant Gaijin in Zürich
Winke-Winke, Gaijin Izakaya!
Das neue japanische Restaurant Gaijin in Zürich
Rechts: Foto-Booth für Fans winkender Katzen.
Prawn Tempura im japanischen Restaurant Gaijin in Zürich
Tempura-Prawns.
Das neue japanische Restaurant Gaijin in Zürich von innen und Tacos California
Luma Wagyu Beef auf Onsen-Ei im japanischen Restaurant Gaijin in Zürich
LUMA Wagyu Beef mit grilliertem Kohl, Baby-Lotus und einem Onsen-Ei.
Sake Braised Beef im japanischen Restaurant Gaijin in Zürich
Sake Braised Beef: Mit Sake geschmorte Rindsbäckchen und Onsen-Ei.
Kleine Häppchen vom Yakitori-Grill im japanischen Restaurant Gaijin in Zürich
Yakitori-Skewers, Gurken-Salat und Tempura-Prawns im japanischen Gaijin Restaurant in Zürich
Salt and Pepper Squid Izakaya-Style im japanischen Gaijin Restaurant in Zürich
Salt & Pepper Squid mit einer Nori-Sauce (Meeresalgen).
Garlic Rice mit japanischer Mayonnaise im Gaijin in Zürich
Japanischer Reis mit Mayonnaise und super knusprigen Knoblauchscheiben.
Dessert im neuen Restaurant Gaijin in Zürich
Und zum Dessert Churros mit Miso-Glasur und Ingwer Sour-Cream.

Gaijin Izakaya

Die Anfänge des Gaijin Izakaya liegen in einem Pop-up, das 2018 in Zürich für mächtig Trubel gesorgt hat. Der damalige Name «Night Markt» ist verschwunden, der Fokus auf Yakitori und Sharing-Plates hingegen ist geblieben.

Mit Gaijin erhält Zürich sein wahrscheinlich erstes echtes Izakaya – was auf japanisch so viel bedeutet wie «Kneipe». Das Kneipenhafte kommt in dem aufgeräumten Lokal selber zwar nicht zur Geltung, es manifestiert sich aber durch einen Yakitori-Grill in der Küche, der allerlei japanischen Kneipen-Food veredelt.

Gaijin Karte

Die Auswahl dürfte einem schwer fallen: Rund 30 kleine Gerichte stehe auf der Karte. Hinzu kommt jede Woche noch mindestens ein Special.

Aufgeteilt ist die Gaijin-Karte in Fire (alles vom Yaktori-Grill), Hot (warme Häppchen wie Chicken Karaage), Cold (kalte Gerichte wie Taco California) und Large (grosse Portionen wie Sake Braised Beef).

Wer sich gerne überraschen lässt, der wählt die Option «Omakase». Das heisst so viel wie «ich überlasse es dem Küchenchef» und hat in Japan grosse Tradition.

Harrys Tipp

Wir sind vom Gaijin-Konzept begeistert! Endlich kommt japanische Yakitori-Kultur nach Zürich, wie man sie hier so bisher nicht kannte. Statt Sushi oder Ramen serviert man in dem japanischen Restaurant kleine Gerichte zum Teilen. Mit dabei sind traditionelle Speisen vom Yakitori-Holzkohlegrill aber auch spannende Eigenkreationen aus dem Repertoire des jungen Food-Freaks und Mitbesitzers Dan.

Was man im Gaijin auch auftischt: Es ist freigeistig kreiert, kommt ganz ohne einschränkenden Traditionalismus aus und schmeckt einfach fabelhaft. Genau so, wie in einem modernen japanischen Izakaya.

Und was muss man unserer Meinung nach unbedingt probieren?

1. Chicken Thighs Negima und Chicken Skin: Die Chicken-Skewers vom Yakitori-Holzkohlegrill. Die Spiesschen werden vor dem Grillieren mit Sake-Eingesprüht und erhalten dadurch eine ganz leichte Karamel-Glasur und ein dezentes Sake-Aroma. In Kombination mit dem Geschmack leicht verbrannten Fleischs ein Traum!

2. Taco California: Diese unerwartete Kombination hat uns vom Hocker gehauen! Anstelle von Mais verwendet man im Gaijin Wonton für das Tortilla. Gefüllt wird der Taco mit glasierten Prawns und Surimi (japanischer Fischbrei). Dazu serviert man 7 Spice Guacamole und Rettich.

3. Hot & Cold Cucumbers: Geschmacklich eine echte Wucht! Zur Not würden wir uns auch nur mit diesem Gericht begnügen. Der «Gurkensalat» wird an einer Soja-Sauce zusammen mit leicht betäubendem Shansho-Pfeffer (ähnlich dem Sezchuan-Pfeffer) serviert.

4. Grillierte Auberginen: Solch geschmacklich umwerfenden Auberginen trifft man selten an. Auf dem Yakitori-Grill bekommen sie ihr unwiderstehliches Holzkohle-Aroma bevor sie dann in einer Soja-Sake-Sauce zusammen mit perfekt-knusprigen Garlic-Chips seviert werden.

Adresse

Gaijin Izakaya, Birmensdorferstrasse 5, 8004 Zürich, Tel. +41 44 482 22 00, gaijin-izakaya.ch




(Fotos: Carrie Meier Ho)

5 Comments

  • Victor Hofmann sagt:

    Bitte Letter schicken.
    Danke.
    mfg
    VH

  • Kurt sagt:

    schön sowas zu sehen, aber wenn es schon ein Izakaya sein soll dann sollte es auch so aussehen und nicht wie in einem fine dining restaurant. Ist viel zu fest gestyled für ein Izakaya

  • Sandra sagt:

    Ich hatte mich schon gefreut, endlich einmal wieder richtigen Izakaya-Food zu essen. Leider entsprechen die Gerichte im Gaijin Izakaya (ich habe nur die vegetarischen getestet) überhaupt nicht der japanischen Küche. Viel zu viel Sauce überall, die Auberginen triefen vor Oel. Auch der Geschmack der Speisen erinnert nicht an die japanische Küche. Zwar waren die Speisen geniessbar, doch wer sich nach japanischem Essen sehnt, wird hier nicht glücklich werden.

  • Michael sagt:

    Habe das ausprobiert und ist für mich ein klares No-Go. Das ist bestenfalls Pseudo Japanisch, kein einziger Japaner arbeitet dort in der Küche. Die Gerichte haben mit Japan nicht viel zu tun. Das Allerschlimmste ist die Qualität des Essens: Mir war den ganzen nächsten Tag speiübel vom miesen Öl, in dem frittiert wird. Schnell was trinken: ja. Essen: Keinesfalls. Nie nie wieder.

  • Eike sagt:

    Ich muss den Vorrednern mal vehement widersprechen – sowas Lächerliches habe ich lange nicht mehr gelesen – wer ne seichte Misobrühe mit Ramen erwartet ist hier falsch. Die Küche ist wirklich grandios, experimentell und geschmacklich so intensiv das es sehr viel Spass gemacht hat dort zu Essen. Die Qualität war auch erste Güte und jeden Rappen wert. Von den Empfehlungen weiter oben hatten wir in unserem Omakase die 1 und 4 – einfach genial. Weiter so.

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