Gemüseküche mit Wow-Faktor

Arrangement von unterschiedlichen Gerichten

Neue Taverne: Zürichs spektakulärer Gemüse-Himmel

Diese Zürcher Neueröffnung hat es faustdick hinter den Ohren! Egal ob Vegetarier, Veganer oder Fleischesser: Die Neue Taverne ist ein kulinarischer Garten Eden für jeden, egal welcher Food-Religion er angehört. Das Lokal begeistert mit unkonventionellem Ideenreichtum und serviert fast ausschliesslich Gemüse.

Arrangement von unterschiedlichen Gerichten
Brot vom Eigenbrötler, Kohlrabi-Ravioli und mit Kimchipaste- und Labneh bestrichene Chicoree-Blätter. In der Mitte Kaviar vom Felde mit den obligaten Blinis.
Kaviar des Feldes mit Blini
Täuschend echt fürs Auge und für den Gaumen: Veganer Kaviar aus Samen des Besenskrauts, serviert mit Blini.
Impression aus der Neuen Taverne in Zürich
Wie echte Fischeier: Veganer Kaviar.
Wie eine hübsche Blume: Chicoree-Blätter
Wie eine exotische Blume: Bestrichene Chicoree-Blätter.
Veganes Chicken aus Planted Chicken
Wie vom Huhn: umwerfend authentisches Geschmackserlebnis «Planted Chicken Yakitori»
Veganes Chicken-Yakitori
Planted Chicken Yakitori
Nüsslisalat
Nahrhafter Nüsslisalat mit Sbrinz und Eigelb – beides geraffelt.
Kohlrabi-Ravioli
Frische für den Gaumen: Kohlrabi-Ravioli mit Kapuziner-Kresse und japanischem Furikake-Gewürz.
Brot, Tunke und Kohlrabi-Ravioli
Brot mit Tunke und schön arrangierte Kohlrabi-Ravioli.
Pizokel mit XO Sauce
Unerwartete Umarmung: Bündner Pizokel mit asiatischer XO Sauce aus getrockneten Meeresfrüchten.
Poke Bowl vegetarisch
Poke Bowl mit Planted Chicken, Edamame, eingelegtem Rettich und Kürbis.
Trüffel-Brioche
Könnte auf den ersten Blick als Dessert durchgehen: Trüffel-Brioche mit Crème aus Trüffel und Schalotten.
Trüffel-Brioche
Dessert: Mandarinen Grantia und Vanille Glacé mit Passionsfrucht
Links: Mandarinen Granita mit Schokolade und Earl Grey. Rechts: Hausgemachtes Vanille-Glacé mit Passionsfrucht, Kaffee und Kombucha. Für dieses Dessert würden wir Bäume versetzen.
Küchenteam Neue Taverne
Nenad Mlinarevic (zweiter von rechts) mit seiner Küchenmannschaft.

Neue Taverne

Weg vom Fleisch kann richtig geil sein. Diese zeitgemässe Erkenntnis hat man sich in der Neuen Taverne in grossen Lettern auf die Fahne geschrieben und kurzerhand ein Restaurantkonzept um diese Philosophie herum gebaut.

In der Neuen Taverne setzt man auf den revolutionären Foodtrend von lokalem Gemüse und Planted Meats und stösst damit schon kurz nach der Eröffnung in die progressive Königsklasse der Zürcher Gastronomie vor.

Das Lokal zeigt, wie man virtuos mit den fantastischen Möglichkeiten dieser Food-Revolution umgehen kann. In der Neuen Taverne macht man das auf eine pragmatische Weise, die selbst für Fleischliebhaber leicht verdaulich sein dürfte. Denn statt Fleisch oder Fisch erbarmungslos und dogmatisch vom Teller zu verbannen, versucht man wo immer sinnvoll, darauf zu verzichten oder auf alternative Produkte wie Planted Meats auszuweichen.

Dabei gibt sich die Neue Taverne nicht mit Null-Acht-Fünfzehn-Vegi-Kreationen zufrieden, sondern stellt höchste ästhetische, gastronomische und kreative Ansprüche an ihr Food-Programm. Getrieben wird dieser Drang von einem aufsehenerregenden Gespann, das hinter der Neuen Taverne steht. Beide sind sie auf ihrem Gebiet Ikonen: der ehemalige Schweizer Koch des Jahres Nenad Mlinarevic und der Food-Tüftler Valentin Diem. Das ungewöhnliche Duo hat übrigens schon mit der Bauernschänke im Niederdorf für gehörig Beachtung gesorgt.

Karte Neue Taverne

Keine traditionelle Vegi-Beiz, dafür pragmatischer Garten Eden mit Elementen aus der Spitzengastronomie und einer meisterhaften Ästhetik: So präsentiert sich das Essensangebot in der Neuen Taverne.

Auch wenn hier nicht gänzlich auf Fleisch oder Fisch verzichtet wird, das Restaurant kann mühelos als Vegetarier-Himmel durchgehen. Die verwendeten Produkte kommen meist aus der Region und werden in vielen Fällen von den Produzenten auf Wunsch des Restaurants angebaut. Statt mit Fleisch arbeitet man in der Neuen Taverne gerne mit sogenannten Planted Meats, also pflanzlichem Fleischersatz. Der hat heute übrigens ein Geschmacksniveau erreicht, das man sich vor einigen Jahren nicht im Traum hätte vorstellen können.

So stehen auf der Karte der Neuen Taverne Kreationen, die teilweise verblüffen (veganer Kaviar aus Besenkraut oder Chicken-Yakitori aus Planted Chicken ), teilweise aber auch an Grossmutters Küche erinnern (Nüsslisalat mit Rapsöl, Eigelb und Sbrinz oder Pizokel mit Wirz und Lauch).

Unterteilt ist die Karte in vier unterschiedliche Kategorien: «Fermentiert, roh und eingelegt», «Geröstet, gekocht und Geschmort», «Getreide» und als letztes: «Dessert». Insgesamt stehen rund 16 Gerichte zur Auswahl.

Preis Neue Taverne

Die Preise bewegen sich zwischen 9 und 31 Franken, wobei die meisten Gerichte um die 20 Franken liegen. Wer in der Neuen Taverne mit den eher kleinen Portionen satt werden möchte, der sollte sich drei davon bestellen.

Harrys Tipp

Wer so kocht, dass dem Fleischesser das Fleisch nicht fehlt, der macht alles richtig. Vorhang auf für die Neue Taverne!

Optisch präsentiert sich das Lokal sehr nüchtern: Weder Dekoration auf den Tischen, noch Bilder an der Wand schaffen Atmosphäre. Von diesem ersten Eindruck sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen, denn wenn es ums Essen geht, hat es das Lokal knüppeldick hinter den Ohren.

Als bei unserem Besuch die ersten Teller auf den Tisch kamen, haben die uns umgehend in eine vegetarische Märchenwelt katapultiert. Und das ging so: Den Auftakt zu unserem kulinarischen Erlebnis in der Neuen Taverne machte ein japanisches Chicken-Yakitori mit Planted Chicken. Diese kleinen Vorspeisen-Spiesse kamen einem geschmacklichen Jauchzer gleich. Das pflanzliche Fleisch (Planted) war an wenigen Stellen von der Glut fein angekohlt, was zu einer überraschend echten Chicken-Yakitori-Textur führte. Zusammen mit dem tollen Grillaroma entstand daraus die perfekte Illusion von echtem Fleischgenuss.

Die Fortsetzung war dann ganz luxuriös mit Kaviar und Blini. Die vermeintlichen Fischeier kamen allerdings nicht aus dem Wasser, sondern wachsen als Besenkrautsamen auf dem Feld. Die «Eier» sind echtem Kaviar verblüffend ähnlich und platzen wie er ebenfalls im Mund. Ein Gericht, das man probiert haben muss!

Ein visuelles wie auch geschmackliches Highlight waren die kleinen Ravioli aus dünnen Kohlrabistreifen. Die waren in perfekter Handarbeit zu kleinen Kunstwerken geformt. Serviert wurden sie kalt, dadurch waren sie unglaublich knackig, erfrischend und dank der Füllung zudem leicht cremig.

Und dann waren da auch noch die Trüffel-Brioche, die einen nachhaltigen Eindruck bei uns hinterliessen. Optisch sahen sie aus wie ein Eclair-Dessert, was die Kreation noch interessanter machte. Die tragende Nebenrolle spielte ein feiner, getoaster Brioche-Streifen. Kleine Sahnehäubchen aus weisser Trüffelcrème und aus schwarzer Schalottencrème übernahmen in dem kulinarischen Schauspiel die perfekt ausgeführte Statistenrolle. Getoppt wurde das Ganze von einer Schicht Trüffel, die sich dick zuoberst drauf legte und die Hauptrolle mimte.

Ob sich das Dessert nach diesen vielen Highlights überhaupt lohnt, dürfte sich der eine oder andere fragen? Unsere Meinung: unbedingt! Zumindest wenn auch in Zukunft das hausgemachte Vanille-Glacé mit Kaffee und Passionsfrucht auf der Karte steht! Das ist mit seinen knusprigen Meringue-Stückchen nämlich eine echte Wucht.

Auch die anderen Gerichte, die wir probiert haben, haben uns nicht enttäuscht. Da waren unter anderem die traditionellen Pizokel, die aussergewöhnlicherweise zusammen mit asiatischer XO Sauce serviert wurden. Die Sauce mit getrockneten Meeresfrüchten verpasst dem Bündner Gericht einen unkonventionellen Unami-Boost.

Langer Rede kurzer Sinn: Die Neue Taverne hat uns durchs Band überzeugt.

Adresse Neue Taverne

Neue Taverne, Glockengasse 8, 8001 Zürich, Tel. +41 44 221 12 62, neuetaverne.ch



(Fotos: Carrie Meier Ho)

1 Comment

  • Carine sagt:

    Das Essen ist tatsächlich sehr fein. Um satt zu werden braucht man aber einiges mehr als 3 Gerichte, da es in sehr kleine Mengen serviert wird. 5 bis 6 wäre realistischer – wird dann halt einiges teuerer.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert