Exzellent auf dem Teller, luxuriös im Glas und alte Schule im Service

Das neueste Zürcher Edelrestaurant heisst Ornellaia und spielt in der italienischen Königsklasse. Serviert werden modern interpretierte toskanische Speisen und luxuriöse italienische Weine aus dem gleichnamigen Weingut. Der wahre Luxus an der neuen Top-Adresse ist aber der Service: Der ist aussergewöhnlich kompetent und üppig besetzt.

Nicht alle Tage wird in Zürich ein Restaurant vom Format des Ornellaia eröffnet. Die neue Top-Adresse im St. Annahof setzt auf noble italienische Küche, ein qualitativ aussergewöhnliches Restauranterlebnis und edles Interiordesign. Das Restaurant ist ein Gemeinschaftsprojekt des berühmten toskanischen Weingutes Ornellaia und des Zürcher Gastrounternehmens Bindella.

Tritt man in das Restaurant ein, überwiegt erst ein kühles Gefühl. Das dürfte dem ultramodernen Interiordesign geschuldet sein – und dem hellen Holzboden. Sitz man aber erst mal an seinem Tisch, entfaltet das kleine, schlauchartige Lokal seine gemütliche, fast intime Seite. 

Welch grossen Wert das Ornellaia auf kleinste Details und feinste Materialien legt, sieht der Besucher schon beim ersten Blick. Und spätestens wenn er die schiere Anzahl von Köchen in der nur durch eine Glaswand vom Restaurant abgetrennten Küche und die fast schon übermächtige Servicebrigade im Gastraum erspäht erahnt er: Die Tischrechnung wird heute beträchtlich ausfallen.

Karte Ornellaia

Das Ornellaia steht im weitesten Sinne für italienische Küche. Aber: Das neue Spitzenlokal bei der Bahnhofstrasse geht weit über das hinaus, was man darunter erwarten würde. Aus den Ornellaia-Bindella-Kochtöpfen kommen statt traditioneller Speisen überaus moderne und anspruchsvolle Gerichte, die der toskanischen Kochkultur entspringen.

Die Ornellaia-Karte ist klassisch italienisch aufgebaut. Sie besteht aus Vorspeisen (Per iniziare), Pasta (I primi d’Italia), Fleisch oder Fisch (Complicità tra gusto e consistenze) und den Beilagen (Contorni).

Beginnen könnte man das Dinner beispielsweise mit dem Asparago (Spargel) Tonnato mit Parmesan und Bärlauchblatt oder einem Kalbstatar. Danach vielleicht noch ein Erbsenravioli mit Schweinebäckchen oder die Gnudi, kleinen Ricotta-Knödel mit Salbei und Schinken. Zum Hauptgang könnten dann Seeteufel-Medaillons folgen oder ein Lammfilet mit Knoblauch, Pfefferminz und Rosmarin.

Wer will und genügend Zeit mitbringt, der entscheidet sich am besten für das Menü. Es wird entweder in fünf oder sechs Gängen angeboten. Darin bildet sich das ganze Können der Ornellaia-Küchenbrigade ab.

Aspargo Tonnato – Spargel mit Thunfischsauce

Blumenkohl – Cavolfiore in insalata.

Carciofo fritto, prezzemolo e limone – frittierte Artischocke mit Peterlisauce.

Gnudi – Ricotta-Knödel mit Salbei und Rohschinken.

Tagliata di Chianina e cipollotti novelli – Filet vom Chianina-Rind.

Weine Ornellaia

Zwei Weingüter auf der Karte müssen reichen. In einem Restaurant, das den Namen eines der besten toskanischen Weinproduzenten trägt, geht man an dieser Front keine Kompromisse ein. Daher stammen die Weine auf jeden Fall aus der Toskana. Entweder aus dem Hause Ornellaia, oder dann aus dem Bindella-Weingut.

Die Weinkarte ist übersichtlich und beschränkt sich auf rund 14 Positionen plus französischem Champagner und einem italienischen Valdobbiadene Prosecco.

Preise Ornellaia

Die Vorspeisen beginnen bei 32 Franken für die Kartoffel-Mezzaluna mit Endiven, Oliven, Nüssen und Sardellen und gehen hoch bis 44 Franken für das toskanische Kalbstatar. Den Pasta-Gang bekommt man als kleine Zwischengangportion zwischen 33 Franken für die Erbensravioli und 39 Franken für die Fettuccine mit Schweinsbäcken.

Für den Hauptgang muss man dann mindestens 59 Franken hinlegen. Dafür gibt es mediterrane Seeteufel-Medaillons. Das teuerste Gericht kostet 78 Franken und besteht aus einem Lammfilet mit Knoblauch, Pfefferminz und Rosmarin.

Die Beilagen nach Wahl sind in den Preisen inbegriffen.

Das Fünf-Gang-Menü kommt auf 120 Franken zu stehen, jenes mit sechs Gängen auf 140 Franken.

Beide Weissweine aus dem Bindella-Weingut kosten 52 Franken die Flasche. Entscheidet man sich für einen Weisswein aus dem Hause Ornellaia gibt es ein Angebot gekeltert aus Vermentino-Trauben für 59 Franken (Le Volte dell’Ornellaia). Wer tiefer in die Tasche greifen möchte kann aber auch 102 Franken (Poggio alle Gazze dell’Ornellaia, Sauvignon Blanc, Viognier, Vermentino und Verdicchio) oder dann 275 Franken (Ornellaia Bianco, Sauvignon Blanc) ausgeben.

Die Bindella-Rotweine starten bei 59 Franken (Vino Nobile di Montepulciano, Sangiovese, Colorino Valdarno, Canaiolo, Mammolo) und gehen bis zu 130 Franken (Antenata, Merlot).

Für Ornellaia-Rotweine werden mindestens 59 Franken fällig (Le Volte dell’Ornellaia, Merlot, Sangiovese, Cabernet Sauvignon). Die weiteren Preise bewegen sich dann aber schnell in Richtung schwindelerregende Höhe und erreichen bei rund 950 Franken ihre Grenze.

Wir waren zu viert im Ornellaia und haben für unser Diner mit genügend Wein und Getränken 725 Franken bezahlt.

Öffnungszeiten Ornellaia

Montag bis Samstag: 11:30 bis 23.30 Uhr

Harrys Tipp

Das Ornellaia ist Königsklasse. Und das gleich in zweierlei Hinsicht:

Einerseits beweist die Küchenbrigade bei unserem Besuch, zu welch fantastisch kreativen Taten sie unter der Führung des mit Herzblut kochenden jungen Chefs Giuseppe D’Errico fähig ist. Anderseits zeigt das neue Spitzenlokal eindrücklich, dass in der Gastronomie der wahre Luxus eine kompetente und zahlenmässig stark besetzte Servicemannschaft ist. Und das hat seinen Preis.

Darum: Wer Wert legt auf aussergewöhnliche gastronomische Leistung und einen Service weit über dem Durchschnitt,  der wird vollends zufrieden aus dem Ornellaia gehen – trotz hoher Schlussrechnung.

Wir haben uns für das Fünf-Gang-Menü entschieden. Für einen fulminanten Start in den kulinarische Mehrakter hat ein überraschendes Blumenkohlgericht gesorgt. Ein kühles, fast schon erfrischendes Blumenkohlpüree wurde in einem kleinen Schälchen serviert. Obendrauf gestreut: feinst zerbrösmelte Stücke des Blumenkohl-Blütenstandes. Belegt war das Püree mit kleinen, als Carpaccio geschnittenen Blüten, die einzeln angebrannt wurden und dadurch ein dezentes Röstaroma hatten. Abgerundet wurde das ganze Gericht mit herrlichem Bottarga (gesalzenen und getrockneten Fischrogen), der in hauchfeinen Stückchen dem Gericht zugegeben wurde und für eine intensive Note sorgte.

Weiter ging es mit einem gekochten weissen Spargel – dem Aspargo Tonnato. Er war zur Hälfte in ein Bärlauchblatt eingewickelt, neben ihm auf dem Teller hat man eine aromatische Thunfischsauce angerichtet. Über den Spargel wurde etwas Hartkäse gehobelt. Besonders gut gefallen hat uns an diesem Gericht dessen beeindruckende Einfachheit – und das erfrischende Geschmackserlebnis im Mund.

Zum dritten Gang gab es Gnudi. Und die haben uns nachhaltig den Kopf verdreht. Gnudi sind kleine Ricotta-Knödel, die wir bisher so nicht kannten. Angereichert war der Ricotta mit Salbei und serviert wurde das Gericht mit Rohschinken und einer feinen Nuss-Butter-Sauce. Unser Kommentar beim ersten Bissen: «Nur schon deswegen würden wir jederzeit wieder ins Ornellaia kommen.»

Grossartig und besonders war dann auch der Fleischgang: Tagliata di Chianina. Chianina ist eine typisch toskanische Rinderrinderrasse. Deren Fleisch hat eine wunderbare Farbe und unterscheidet sich durch eine leicht kräftigere Konsistenz vom Fleisch anderer hochgezüchteter Rinderarten. Das Lendenstück hat uns geschmacklich begeistert und war ein wahrer Essensgenuss – nicht zuletzt weil das Fleisch einerseits durch seine Bissfestigkeit auffällt und Charakter hat, anderseits weil es aber trotzdem sehr zart ist.

Adresse Ornellaia

Ristorante Ornellaia
St. Annagasse 2
8001 Zürich
Tel. +41 44 212 00 22
ristorante-ornellaia.ch

(Fotos: Carrie Meier-Ho)