Popup-Schweinebauch und phänomenale Sellerieknolle
Seit Montag gibts im Zürcher Niederdorf einen neuen kulinarischen Platzhirschen. Das Restaurant Bauernschänke setzt auf Koch-des-Jahres-Effekt und Popup-Knowhow. Es bringt anspruchsvolle Kreationen auf den Teller, die trotz allem der Einfachheit verpflichtet sind.
In der Bauernschänke, dem neuen Lokal beim Neumarkt, kontrastiert altes Stadtbeizen-Flair mit jungem Gastro-Groove. Verantwortlich für diesen spannenden Mix sind Nenad Mlinarevic, äusserst talentierter Koch des Jahres 2016, und die mit ihm befreundeten, sehr erfolgreichen Popup-Betreiber von Vale Fritz.
Mit der Übernahme der Bauernschänke betritt die motivierte Gastronomentruppe Neuland. In dem temporären Restaurant Die Stadthalle konnten sie die Zusammenarbeit zwar schon mal üben. Gemeinsam ein eigenes, zeitlich unbegrenztes Restaurant zu führen dürfte aber auch für die erfahrenen Restaurateure und Charakterköpfe eine besondere Herausforderung sein.
Wir haben uns schon am ersten Abend in die Bauernschänke geschlichen und die Probe aufs kulinarische Exempel gemacht.
Karte Bauernschänke
Weniger ist manchmal mehr: Die Bauernschänker scheinen bewusst auf eine übersichtliche Karte zu setzen. 11 Gerichte stehen darauf. Sie eigenen sich alle zum Teilen. Auf die traditionelle Unterteilung in Vor- und Hauptspeisen hat man verzichtet – damit lässt man dem Gast maximale Entscheidungsfreiheit bei der Zusammenstellung seines Menüs.
Zur Auswahl stehen simple, aber anspruchsvoll gemachte Speisen aus ebenso simplen Zutaten – allerdings bester Qualität.
Da gibt es beispielsweise ein Räucherforellenmousse, einen gerösteten Schweinebauch im Salatblatt (weil er bei den Gästen im Popup-Restaurant «Die Stadthalle» schon so gut angekommen ist), einen gebratenen Kabeljau oder ein Bäckchen des Pata Negra Schweins mit Mais-Tortilla.
Preis Bauernschänke
Die Gerichte bewegen sich zwischen 15 Franken für das Forellenmousse und 45 Franken für die Langustine. Dazwischen liegt beispielsweise das Rindstatar mit Entenleberemulsion und Champignons für 32 Franken oder auch die Kalbshaxe für 36 Franken.
Zu zweit haben wir für drei Speisen inklusive Wasser und einem spritzigen Sirup 111.50 Franken bezahlt – wobei uns eine weitere Speise aufgrund einer Verwechslung kostenlos offeriert wurde.
Öffnungszeiten Bauernschänke
Montag bis Freitag, 11:30 bis 14 Uhr und 18 bis 24 Uhr
Samstag, 18 bis 24 Uhr
Sonntag geschlossen
Harrys Tipp
Eines ist bereits jetzt klar: Die Bauernschänke ist auf dem besten Weg dazu, im Niederdorf neuer kulinarischer Platzhirsch zu werden. Das Konzept mit lokalen Zutaten und anspruchsvollen kleinen Gerichten zum Teilen trifft den Zeitgeist. Und natürlich ziehen auch die Namen Nenad Mlinarevic und Vale Fritz – da wissen viele, was sie erwarten dürfen.
Bei unserem Besuch am allerersten Abend hat uns schon vieles sehr gut gefallen – nicht zuletzt die unglaublich kompetente Bedienung. Keine Frage, die nicht aus dem Stegreif beantwortet werden konnte. Das beeindruckt.
Dann auf dem Teller. Das kulinarische Glanzstück kam gleich zu Beginn – in Form eines eigentlich sehr einfachen Gerichtes: einer geschmorten Sellerieknolle serviert auf einem Selleriemousse mit gereiftem Parmesan. Dieses Gericht ist auf den ersten Blick dermassen unspektakulär, dass man es sich kaum zu bestellen wagt. Damit daraus dieses wuchtige Geschmackserlebnis wird, wird der Sellerie erst gekocht, dann 24 Stunden getrocknet und erst später gebacken. Für das Mousse wird ein während 24 Monate gereifter Parmesan verwendet.
Einen sehr positiven Eindruck hat auch der Schweinebauch hinterlassen, den wir bereits aus der Stadthalle kannten. Er wird in einem Salatblatt serviert und kann mit einer asiatischen Fisch- und Limettensauce beträufelt werden – so kommen noch zusätzliche Aromaelemente hinzu. Das Geschmackserlebnis des weichen aber trotzdem kaufeste Schweinebauchfleisches zusammen mit der Sauce und dem Salatblatt sollte man sich nicht entgehen lassen.
Nicht überzeugen konnte uns das Pata Negra Bäckchen, das mit einem Tortilla als Taco serviert wird. Einzeln waren Pata Negra und Tortilla von allerfeinster Qualität. Nur zusammen passen mochten sie für uns so überhaupt nicht. Das butterzarte Bäckchen in Kombination mit dem weichen und delikaten Tortilla ging völlig verloren. Hier fehlte es an einem knusprigen oder bissfesten Gegenstück.
Probiert haben wir auch den Kabeljau. Der Fisch war wunderbar saftig und perfekt auf den Punkt gegart. Die Safransauce dazu war erstklassig und die filigrane Präsentation hätte nicht schöner sein können. Hätte das Gericht nicht zu viel Salz abbekommen, wäre es eines der besten Fischgerichte gewesen, die wir seit langem gegessen haben.
Adresse Bauernschänke
Restaurant Bauernschänke
Rindermarkt 24
8001 Zürich
Tel. +41 044 262 41 30
bauernschaenke.ch
(Fotos: Carrie Meier-Ho)
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Bild zwei: «Geschmorter Sellerie an Parmesan-Sellerie-Püree». Sieht eher nach Kalbshaxe aus.
Ist aber trotzdem der Sellerie 😉
Aren’t you guys in Australia? That’s at least what your Instagram account gives the impression of?