Blaue Ente

Gut gereiftes Szenenrestaurant

Die Mühle Tiefenbrunnen ist ein eigener Kosmos. Früher wurde in dem Backsteingebäude aus der Belle Epoque Korn gemahlen, Brot gebacken und Bier gebraut. Heute beherbergt das Areal neben Möbelgeschäft, Fitnessstudio, Büros, Theater und Hipster-Café auch ein gut gereiftes Szenenrestaurant: Die Blaue Ente.

Blaue Ente. Der Name klingt mystisch. Ein bisschen wie ein Fabelwesen aus einer anderen Welt. Denn unweigerlich fängt man darüber nachzudenken an, welchen Blauton die Ente wohl hat. Zumal man dem Tier in der Schweiz nicht begegnet: Es gibt sie ausschliesslich in Neuseeland. Aber was könnte einem Restaurant besseres passieren, als beim Gast nur schon mit dem Namen für Kopfkino zu sorgen.

Seit den 80er-Jahren spricht man immer wieder über die Blaue Ente. Selbst wenn das Gastrokonzept verschiedentlich neu lanciert und dann wieder über den Haufen geworfen wurde, galt das Lokal durchgehend als Szenenrestaurant. Heute dominiert in dem Restaurant eine unprätentiöse kulinarische Handschrift, die zwar keine ausgefallenen Höhenflüge erlaubt, dafür aber nur auf beste, meist schweizerische Ausgangsprodukte setzt.

Genau so attraktiv wie der Name ist im übrigen auch das Lokal. Optisch könnte man die Blaue Ente wohl zu einem der schönsten Restaurants der Stadt zählen. Die Belle Epoque Architektur aussen und die dezente Anspielung auf die Mühlenvergangenheit innen bilden zusammen mit dem modernen Industrie-Ausbau eine besonders elegante Kombination.

Karte Blaue Ente

Die Blaue Ente überrascht mit ihrer Karte. Würde man von dem Lokal eher gewagte Kreationen erwarten, werden überwiegend bekannte Klassiker serviert. Zur Vorspeise wird zum Beispiel ein kalter Roastbeef-Teller mit Sauce Tartare angeboten. Als Pasta-Gang gibt es unter anderem Taglierini Vongole. Für Vegetarier steht etwa eine Kräuterpolenta auf der Karte und Fischliebhaber können aus Saibling, Zander und Loup de Mer auswählen. Beim Fleisch buhlen neben anderen auch ein Kalbs-Wienerschnitzel, Speare Ribs und Mistkratzerli um die Aufmerksamkeit des Gastes.

Preis Blaue Ente

Suppen liegen zwischen 15 und 16 Franken, Salate zwischen 14 und ebenfalls 16 Franken. Für Vorspeisen muss man mindestens 21 Franken auslegen (Friselle Burrata mit Brot, Oliven und gebratenen Sardinen). Pasta-Hauptgänge kosten kosten mindestens 27 Franken (Spinat-Ricotta Torteloni). Die vegetarischen Optionen schlagen mit mindestens 24 Franken zu Buche (gefüllte Aubergine). Die Fische liegen zwischen 43 und 56 Franken. Wer sich für Fleisch entscheidet, der muss mindestens 38 Franken einrechnen (Roastbeef-Burger oder Rindstatar).

Wir haben für ein Abendessen zu viert 379 Franken bezahlt.

Öffnungszeiten Blaue Ente

Montag bis Freitag: 11:30 bis 14 Uhr und 18 bis 24 Uhr
Samstag: 18 bis 24 Uhr

Harrys Tipp

Gereiftes Szenenrestaurant. Das heisst nichts anderes, als dass die Blaue Ente auch nach 25 Jahren nach wie vor angesagt ist und nichts von ihrer Attraktivität eingebüsst hat. Nur die berüchtigten Szene-Allüren legt die Blaue Ente nicht an den Tag. Dafür überrascht sie mit einer souveränen und freundlichen Bedienung.

Wer in der Blauen Ente kulinarische Überraschungen erwartet, der kommt nicht ganz auf seine Rechnung. Umso besser hat das Restaurant seine Standards im Griff, zum Beispiel das Züri-Ei im Glas mit Trüffel, Kartoffeln und Spinat, das wir zur Vorspeise hatten. Das Kalbs-Wienerschnitzel war perfekt. Das Fleisch zart und saftig, die Panade genau so, wie sie in Wien gemacht wird und die wunderbar marinierten Spare Ribs fielen fast ohne zutun vom Knochen.

Begeistert waren wir von den beiden Desserts: Eine defragmentierte Schwarzwäldertorte in Form eines Sorbets, Kuchenboden und Crème – einfach wundebar. Und ein Marillen-Knödel der Extraklasse – einfach göttlich.

Zwei Kritikpunkte haben wir aber dennoch: Das Forellen-Tatar mit Apfelstückchen war zu wenig durchdacht. Der säuerliche Apfel erstickte das empfindliche Forellefleisch und liess nicht mehr viel vom ursprünglichen Geschmack übrig. Der starke Dill tat dann noch das seinige und brachte die Forelle um ihren grossen Auftritt. Leider wollte der Dill keinen Abgang machen und tauchte mit den Vongole in einem anderen Gericht nochmal auf. Auch hier nicht als dezente geschmackliche Ergänzung, sondern eher als ungebetener Krawallgast.

Übrigens: Bei unserem Besuch an einem Donnerstag war das Lokal bis auf den letzten Platz belegt.

Adresse Blaue Ente

Restaurant Blaue Ente
Mühle Tiefenbrunnen
Seefeldstrasse 223
8008 Zürich
Tel. +41 44 388 68 40
blaue-ente.muehle-tiefenbrunnen.ch

(Fotos: Carrie Meier-Ho)

 

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