Sommerserie: Zürcher Bars mit unerwartetem Twist
Dort wo einst Blechlawinen und Abgase das Leben lähmten und wo gastronomische Verzweiflung herrschte, schiessen heute Restaurants und Bars wie verrückt aus dem Boden. Eine der ersten Bars, die sich in dem neuen Trendquartier beim Lochergut breit gemacht haben, ist das Raygrodski – die wohl radikalste Cocktailbar Zürichs.
Nein, Kompromisse sind nicht Raygrodskis Ding. An anderen Orten mag man auf eine Kombination von Restaurant, Café und Bar setzen um alle und jeden glücklich zu machen. Das Raygrodski aber macht es auf die brachiale Art und fühlt sich ausschliesslich den Cocktails verpflichtet.
Eine solch radikales Konzept verlangt nach einem nicht weniger radikalen Chef-de-Bar. Wenigstens rein optisch. Und so steht Marco vor uns. Seine Figur ist kompakt, er strotzt vor Muskeln und seine Arme sind von oben bis unten tätowiert. Gekleidet ist er nicht in Jacket und Fliege, sondern mit einer Kluft, die den Hufschmieden ähnlich ist. In seiner ledernen Arbeitsschürze steckt allerlei Mix-Werkzeug, das er wie ein Colt aus dem Halfter ziehen kann.
Marco lässt keine Zweifel aufkommen, dass er diese Radikalität mitbringt und dabei ein wahrer Meister seines Handwerkes ist.
Wir kommen rein. Er grüsst und schenkt uns sein mildes und freundliches Lächeln, das man ihm in der Schmiede-Kluft nicht geben würde. Dann beginnt er zu mixen.
In unserer Sommerserie stellen wir fünf Zürcher Bars mit dem gewissen Etwas vor.
Sous-Vide im Cocktailglas
Weil man im Raygrodski ausschliesslich auf Cocktails setzt und auf Kaffee oder sonstiges verzichtet, sind nicht nur die eigenen Ansprüche an die Mixkunst umso höher, sondern auch jene der Gäste. Denn wer ins Raygrodski kommt, der sucht das Besondere. Und das liefert Marco auch.
Die Bar-Karte macht neugierig und ein Cocktail klingt aussergewöhnlicher als der andere. Da gibt es beispielsweise den «Tom Kha Ray», eine freundschaftliche Anspielung auf Thailand. Oder den gewalttätigen «Moloko»-Cocktail aus A Clockwork Orange, der mit Schnapps und Absinth auch den stärksten Mann zum Wahnsinn treibt. Daneben gibt es «The Noble Bathtub», die Liza Minelli Anspielung «Liza Limonelli» oder den Homerun «Gin Todski»
Mit seinen wilden Kreationen könnte Chef-de-Bar Marco regelrecht als Alchemist durchgehen. Erst recht wenn man weiss, dass er Essenzen aus Kräutern, Früchten oder anderem mittels Sous-Vide-Methode in einem aufwendigen Verfahren aus ihnen herauslöst. Damit bringt er die intensivsten Aromen direkt ins Cocktailglas.
Cocktail-Schirmchen Twist: The Cool Uncool
Bei unserem Besuch haben wir uns von Marco cocktailmässig in die 80er Jahre zurückversetzen lassen – allerdings nur optisch.
Gemixt hat er uns einen Cocktail, der uns nur schon von seinem Namen her ziemlich cool schien. «The Cool Uncool». Welch ein Name für den wohl ungewöhnlichsten Campari Negroni-Twist, den wir bisher serviert bekommen haben.
Besteht der klassische Negroni aus Gin, Vermouth und Campari, kreiert Marco einen fast völlig davon losgelösten Über-Twist. Statt Gin verwendet er Mezcal, was dem Cocktail eine rauchige Note gibt. Den Mezcal aromatisiert er mit Mango. Das Aroma hat er mittels Sous-Vide-Verfahren gewonnen. Und statt eines gewöhnlichen Vermouth verwendet er einen Vermouth mit tropischen Gewürzen.
Für zu Hause: Rezept Campari «Negroni»
Wer sich den klassischen Campari «Negroni» selber mixen möchte, der braucht die folgenden Zutaten:
– 2 cl. Campari
– 2 cl. Bulldog Gin
– 2 cl. roter Vermouth (z.B. Cinzano Rosso) und
– Orangenschnitz
Den Glas (am besten einen Short Tumbler) mit Eis füllen, alle Zutaten dazugeben und gut rühren. Danach Orangenschnitz als Dekoration beifügen.
Die Sommerserie «Zürcher Bars» entstand in Zusammenarbeit mit Campari Schweiz AG.
Adresse Raygrodski
Raygrodski Bar
Sihlfeldstrasse 49
8003 Zürich
Tel. +41 44 241 49 49
raygrodski.ch
(Fotos: Carrie Meier-Ho)
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