Restaurant Grain – Australische Coolness auf dem Teller
Gastronomen ausserhalb des Stadtzentrums müssen sich etwas besonderes einfallen lassen, um beim Publikum auf die Shortlist zu kommen. Damit das im Grain gelingt, setzen die Besitzer des neuen Lokals bei der Tramhaltestelle Fluntern mit dem Schweiz-Australier Patrick Leuenberger auf «Mod Oz», modern Australian Cuisine. Und auf Craft-Beer-Spezialitäten. Zu welch kulinarischen Winkelzügen Patrick fähig ist, das zeigte er bei unserem Besuch letzte Woche. Ob aber Craft-Beer als Begleitmusik dazu passt?
Seit einiger Zeit bläst ein leichter und wohltuender australischer Wind durch die manchmal etwas konservative Zürcher Gastronomie. Weshalb das gute Nachrichten sind? Down Under hat sich in den vergangen Jahren international zu einer der kreativsten und frechsten Kochszenen überhaupt entwickelt. Sie geht spielerisch mit Produkten um und verbindet europäische, mediterrane und asiatische Einflüssen zu einer neuartigen Geschmackswelt. Dabei bricht sie nicht selten althergebrachte Regel.
«Mod Oz» – Modern Australian Cuisine
Nach Fabian im Maison Manesse und Mark im The Artisan bringt mit Patrick im Grain nun der dritte Australier «Mod Oz», die unkonventionelle und angesagte Küche aus Sydney und Melbourne zu uns. Seit Oktober 2016 kocht Patrick im Grain. Er dürfte für viele der Grund werden, weshalb sie den Weg in die Fluntern auf sich nehmen.
Früher hiess das Grain “zum Vorderberg” und hat ein Nischendasein geführt. Die neuen Besitzer haben es modernisiert und in Grain umgetauft. Sie servieren über vierzig verschiedene Craft Biere, zeigen am Abend auch mal ein Fussballspiel und lassen Patrick in der Küche freie Hand. Das ist ein Glücksfall, denn Patrick ist nicht nur Koch im Beruf, sondern auch aus Passion. Und das merkt man ihm an, wenn er in breitem australischem Englisch leidenschaftlich über neue Kreationen und frische Produkte in der Küche spricht. Man nimmt ihm jedes seiner Worte ab. Dazu passt, dass er mit seinem Team fast ausnahmslos alles frisch zubereitet – die Burger Buns sind eine der wenigen Ausnahmen.
So überzeugend Patrick mit seinem Team die Küche führt: das Grain verwirrt. Auf der einen Seite steht dieser passioniert und talentierte Küchenchef, dem man zutraut, das Restaurant am Stadtrand zum Erfolg zu führen. Auf der anderen Seite lässt die starke Fokussierung auf Bier dem kulinarischen Angebot zu wenig Platz. Keine Frage, die 40 verschiedenen Biersorten sind beeindruckend und von hoher Qualität – viele davon stammen übrigens von kleinen, unbekannten Schweizer Brauereien. Aber: kaum jemand, ausser Bier-Liebhabern, wird wegen des Nischenproduktes Craft Beer in die Fluntern hochfahren. Wegen Patrick und seiner unkonventionellen Food-Kreationen hingegen schon.
Karte
Das Angebot ist übersichtlich und auf den ersten Blick wenig überraschend, trumpft dann aber mit einer Extraportion Raffinesse auf. Tagsüber gibt es die Barkarte mit acht verschiedenen Snacks von Spicy Edamame über koreanisch angehauchte Crispy Gochujang Chicken Wings bis hin zu einem Burger und verschiedenen Flatbreads (pizzaähnliche, belegte Teigfladen). Abends kommt die Hauptkarte zum Einsatz mit sechs Vorspeisen (u.a. Confierte Ente mit sensationell zubereitetem Rosenkohl), sieben Hauptgängen (z.B. Schweinebauch und Kalbshaxe) und zehn Desserts (wie wär’s mit einem Guiness-Reduktion-Glacé?). Besonders im Grain ist, dass Bier nicht nur auf der Karte sondern auch auf dem Teller eine Rolle spielt. So gibt es beispielsweise statt eines Coq au Vin einen «Coq au Bière».
Preis
Vorspeisen gibt es im Grain ab 9 Franken für die Tagessuppe bis zu 21 Franken für den gebeizten Saibling. Hauptspeisen kosten zwischen 29 (gegrillter Lauch und Scarmorza Tortellini) und 42 Franken für die Kalbshaxe. Für Desserts muss man zwischen 14 und 18 Franken aufwerfen.
Harrys Tipp
Achtung Geheimtipp! Im Grain zeigt Patrick, der australische Rotschopf, wie Kreativität, Passion und eine Portion Coolness sich zu einer überzeugenden kulinarischen Mischung verbinden. Der Weg in die Fluntern lohnt sich weniger der Location wegen. Die Küche sollte man sich hingegen nicht entgehen lassen: erst recht nicht die fantastischen Crispy Gochujang Chicken Wings (anmachend präsentiert, aussen knusprig, innen saftig) und den überraschend anders daherkommenden Rosenkohl, der mit einer fantastischen, confierten Entenbrust serviert wird. In den Schweinebauch (unten sanft, oben knusprig), die Kalbshaxe (weich) und den Kabeljau (saftig) haben wir uns ebenfalls sofort verliebt. Sehr gut geschmeckt, und genau so gut ausgeschaut, hat übrigens das wohl einfachste Gericht auf der Karte: Der Blattspinat mit Pekan-Nüssen, Birne und Blue Cheese.
Übrigens: «zum Vorderberg» sei Dank, gibt es im Grain auch heute noch eine Kegelbahn.
Adresse
Grain
Zürichbergstrasse 71
8044 Zürich
Tel. +41 44 261 02 81
grain.ch
(Fotos: Carrie Meier-Ho)
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Grain is a great casual place to go for a burger and beer and while the staff are friendly and helpful the actual description of it being a Mod Oz place is further from the truth and somewhat of a massive let down if that’s what you expect.
The quality of the food served is good but its more pub food and not the fine dining that is shown in some of the images on Harry’s Dings.
Hi Sally! Thanks for your comment! You’re right: a few weeks after we published the article, the super talented chef left and the concept has been dramatically changed. Sadly. Best, Harry.