Hotel Guarda Val – Aussergewöhnliches Boutique-Hotel mit gehöriger Portion Bergromantik

„Gäste von weit weg müssen manchmal weinen, wenn sie hier ankommen“, sagt Hoteldirektor Ralph Treuthardt, als er uns im Maiensäss-Hotel Guarda Val begrüsst. Die Tränen kommen auch uns fast, aber etwas später. Nun sitzen wir auf der Terrasse des Hotelrestaurants, trinken einen Bündner Sauvignon Blanc und lassen den Blick in die Ferne schweifen. Hier heisst das: In das fast endlos lange Albula-Tal mit seinen majestätisch schönen Berggipfeln. Dieser Ort hat eine ganz eigene Magie – das Unterland mit seinen Pflichten verschwindet gleich nach der Ankunft aus dem Bewusstsein. Sogar der gewohnheitsbedingte Griff nach dem Handy macht hier Ferien und lässt einem nix als seine Ruhe.

In den 1970er Jahren ist das Guarda Val im Weiler Sporz, direkt oberhalb der Lenzerheide entstanden und 2009 renoviert worden. Heute besteht das Hotel aus 11 verschiedenen bis zu 300 Jahre alten Hütten und Ställen mit zwei Restaurants, Wellnessbereich, Fitnessraum und Barfussbar in der Mitte (ein charmanter Brunnen mit Bechern). Mein Grossvater hat ebenfalls ein Majensäss – ich weiss, was es heisst, auf meterhohen Heuhaufen zu schlafen, tagsüber von Bremen geplagt das Gras zu schneiden und die Zmittagsteller im Bergbach abzuwaschen. Hier im Guarda Val bleibt uns das Anstrengende jedoch erspart – geblieben ist nur charmante Bergromantik gepaart mit Luxus.

Dieser fällt uns erstmals auf, als wir unseren alten Jeep neben deutlich teureren und neueren Automodellen im Holzunterstand parken (es gäbe natürlich auch eine mit Bretterwand getarnte Tiefgarage). Unser Zimmer ist ein Traum auf zwei Etagen, zwischen hölzernem Dachgebälk und Riesenbett, mit Blick aufs Alpenpanorama aus dem Fenster und in die Sterne aus der runden Badewanne neben dem Bett. Ja, hier lässt sich’s durchaus aushalten.

Von Fondue, knusprigem Brot und herrlichem Bündner Wein

Noch nie bin ich morgens so einfach aus den Federn gekommen, wie hier: Das Frühstücksbüffet lockt mit Bündner Bergkäse, Aufschnitt, knusprigem Brot, hausgemachter Konfi, Eier in allen Variationen, süssen Waffeln mit Früchten und einem Entsafter um sich den eigenen Juice zu pressen. Besser geht nicht, würde ich mal behaupten.

Am ersten Abend schickt uns der Hoteldirektor zum Fondue-Essen ins „Crap Naros“ – eines der beiden Hotelrestaurants. Grundsätzlich gehört für mich warmer Käse in den Winter und nach drei Fondues pro Saison ist wieder gut. Für dieses jedoch würde ich sofort jederzeit aus dem Unterland anreisen – selbst mitten im August. Hergestellt wird es von Daniel Pfeiffer in Lain. Wir probieren das Trüffel- und das Steinpilzfondue, trinken „Jeninser Pinot Gris“ aus dem Bündnerland und können uns in diesem Moment keinen besseren Ort für unsere Sommerferien wünschen.

Am nächsten Abend geniessen wir ein Gourmet-Menu im „Guarda Val“ (16 Punkte Gault Millau) unter der Leitung von Chefkoch Thomas Walz. Vier Gänge sorgfältig präparierter und servierter Gaumenfreuden: Hirsch auf Sauerkraut, Blumenkohlsüppchen mit Ente und Safran, Pata Negra mit Süsskartoffeln und schwarzem Knoblauch und ein Aprikosen-Himbeer-Dessert mit Pistazien. Jeder Bissen hat wunderbar geschmeckt und die Portionen waren genau richtig.

E-Mountain-Bike und Whirlpool mit Blick auf Kuhweiden

 Wer hätte gedacht, dass ich hier oben meine neue Lieblingssportart entdecke? Mit e-Mountain-Bikes haben wir die Gipfel der Umgebung erkundet. Das fühlt sich in etwa wie Superman auf dem Velo an: Man sitzt auf dem Sattel, tritt sanft in die Pedalen und saust ohne Anstrengung den Berg hinauf. Ein riesiger Spass – nur die bösen Blicke der „richtigen“ Mountainbiker muss man ignorieren… Die Muskeln melden sich doch noch später, da werfen wir uns glücklicherweise aber gerade in den Bademantel und testen die Sauna und den mit Feuer geheizten Alpenwhirlpool mit Blick auf Kuhweiden. Im Ruheraum entspannen wir danach auf Heuliegen und als ich die Augen schliesse, fühle ich mich wie damals in unserem eigenen Maiensäss.

[metaslider id=10123]

Preis

Am liebsten möchte ich schreien: Kinder, hört endlich auf, nach St. Tropez, Athen und Rimini zu jetten – investiert euer Feriengeld lieber in ein paar entspannende Nächte hier oben. Klar, Ferien im Guarda Val haben ihren Preis (DZ ab CHF 325.-), aber jeder Franken ist gut investiertes Geld. Und nach zwei Nächten ist man so tiefenentspannt wie andernorts nach zwei Wochen nicht.

Manko

Das einzige Manko? Wir Stadtkinder konnten bei offenem Dachfenster einfach nicht einschlafen, das Kuhglocken-Gebimmel war uns zu ungewohnt und zu laut. Unsere Lösung: Fenster zu und die frische Bergluft wieder am Tag geniessen.

Harrys Tipp

Der Aufenthalt hier war spitzenmässig! Das Personal war durchs Band äusserst herzlich und hilfsbereit. Als wir mit unserem alten Jeep gen Unterland aufbrechen, hier und da noch fleissig „Tschüss“ winken wie guten alten Freunden, müssen auch wir fast ein Tränchen verdrücken. Grazia fitg, Guarda Val, wir kommen wieder!

Adresse

Maiensässhotel Guarda Val
Voa Sporz 85
7078 Lenzerheide/Lai
Tel. +41813858585
guardaval.ch

(Text und Fotos: Cathrin Michael)