Ey Ey, welches Pop-up-Restaurant sehen wir?
Das neueste Pop-up-Restaurant der Stadt hat bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Qualitativ hochwertige Produkte, innovative Zubereitung, passioniertes Team – und eine tolle Location, in der alles erlaubt ist. Das gibt es nicht in jedem Pop-up. Wer das kurzlebige Ey erleben möchte, muss sich sputen. Verfallsdatum: 13. März 2016.
Vor wenigen Tagen hat der Tages-Anzeiger noch über die Zürcher „Pop-up-Plage“ gelästert – und hatte damit nicht nur Unrecht. Umso erfreuter waren wir, als wir gestern an der Voreröffnung des Ey eines besseren belehrt wurden.
„Wir bitten Ihre Sinne zu Tisch“ – das klingt spannend und macht neugierig. Der mehrfach ausgezeichnete Jungkoch Sandro Zinggeler erfüllt dieses Versprechen mit sprichwörtlicher Leichtigkeit. Wo andere an Premieren unruhig und nervös umherirren, haben wir Sandro locker und entspannt erlebt – ganz offensichtlich war er sich seiner Sache sicher. Und wir wurde nicht enttäuscht!
Location
Nicht nur das Pop-up hat eine zeitlich limitierte Haltbarkeitsdauer, auch das Ende des Gebäudes in der Ey 29 ist unausweichlich. Das Haus beherbergt Wohnungen und ein Restaurant und ist dem Abriss geweiht. In zwei von rund 12 Appartments haben wir noch Licht gesehen, die restlichen sind bereits verweist. Das Restaurant ist ebenfalls weg und alles sieht schon sehr nach Abbruch aus. Und aus diesem tristen Zustand haben Christof und Sandro, die beiden Köpfe hinter dem Ey, ein charmantes und ziemlich cooles Pop-up mit Bar geschaffen.
Karte
Eine Speisekarte sucht man im Ey vergebens – nur die Weine werden fein säuberlich aufgelistet. Auf der Karte stehen vier Rot- und drei Weissweine. Allesamt kommen Sie aus Spanien.
Zu essen gibt es fünf Gänge. Was genau aufgetischt wird, das bleibt für den Gast bis zum jeweiligen Gang ein Geheimnis. Kurz bevor aufgetischt wird, sagen die Ey-Macher etwas dazu und lüften das Geheimnis. Einmal nehmen sie dazu ein Videoclip zur Hilfe, ein anderes mal ein Gemälde, das an die Wand gehängt wird oder sie schreiben das Menü ganz einfach mit schwarzer Farbe direkt an die weisse Wand.
Wir verraten trotzdem schon mal, was es zu essen gibt:
Spüren: Zur Vorspeise gibt es Ochsenherztomaten mit luftigem Frischkäse und knackigem Pane Carasau. Dazu wird in einem kleinen Drogenpäckchen pulverisiertes Olivenöl gereicht, dass über den Teller gestreut wird. Das Pane Carasau wird von Hand zerbrochen und für eine knackige Note ebenfalls darüber gestreut.
Riechen: Der zweite Gang besteht aus einer Art Fregola (Pasta) Risotto mit Mangold, Birne, einem pochierten Ei und – Rauch. Der wird in einem separaten Einmachglas mitgeliefert und riecht nach gemütlichem Abend am Cheminée.
Sehen: Der dritte Gang regt den Sehsinn an. Ein vollständig weisser Kabeljau wird mit weissem Blumenkohlschaum serviert und mit weissen, fein zerstossenen Mandelkernen komplimentiert.
Schmecken: Wenn der vierte Gang nicht für reinen Geschmack steht! Ein wunderbares Angus Rind aus dem Hause Luma. Serviert wird das ganze mit einer Nose to Tail-Beilage und Ramiro Kartoffel-Kroketten, die übrigens mit einer herrlich leichten Limettennote auftrumpfen.
Hören: Spektakulär rollt das Dessert an. Selleriesorbet, ein bisschen Caramelpaste auf dem Tellerrand, Pomelostückchen, eine leichte Crème und das ganze mit äusserst potenten Knister-Crisps berieselt. Da zischts und zuckt es nur so auf dem Teller und im Mund.
Preis
110 Franken pro Person, ohne Getränke. Das ist zwar nicht billig, wir finden den Preis für die hohe Qualität und das Erlebnis aber absolut fair. Auch die Weine sind durchaus erschwinglich, so kostet die günstigste Flasche Rotwein 48 Franken. Das kann sich sehen lassen.
Harrys Tipp
Das Ey ist eines der qualitativ besten Pop-up-Restaurants, die wir bisher gesehen haben. Wo oftmals Ambiente und Stimmung besser sind als das Essen, überzeugt das Ey mit einer durchwegs hohen Leistung – und das von A bis Z. Das hat sicher auch mit Sandro zu tun, dem sehr talentierten Küchenchef. Was uns ausserdem sehr gut gefallen hat ist der intime Rahmen und die Passion, die hinter dem Projekt steht.
Wir mögen die Idee mit den fünf Gängen und fünf Sinnen. Die Umsetzung ist allerdings nicht ganz einfach, weshalb die Assoziationen ein mal mehr, eine mal weniger offensichtlich sind. Das spitzenmässige Pop-up-Erlebnis wird dadurch allerdings in keiner Weise getrübt.
Öffnungszeiten
Täglich ab 18:30 Uhr
4. bis 13. März 2016
Adresse
Ey, Pop-up-Restaurant
In der Ey 29
8047 Zürich
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