Setting
Es muss eine ganz üble Knelle gewesen sein, das Goldene Fass. Unweigerlich assoziiert man den Namen mit alten betrunkenen und stinkenden Männern, die rauchend ein Bier nach dem andern in sich hinein schütten. Die unmittelbare Nähe zur Langstrasse lässt noch schlimmere Bilder aufkommen, auf die wir nicht weiter eingehen möchten.
Vor einem Jahr haben junge Gastronomen das Lokal übernommen, viel Herzblut investiert und das Restaurant so vor dem sicheren Siechentod gerettet (Restaurant-Tester Bumann lässt grüssen!). Dabei haben sie alles mehr oder weniger so belassen, wie es schon immer war. Draussen prangt wie eh und je das grosse gelbe Schild mit dem Namen des Restaurants. Drinnen die getäferten Wände und der Stammtisch. So muss es schon vor 40 Jahren ausgesehen haben. Und trotzdem kommt kein Zweifel auf, dass hier der Wind of Change durchgeweht ist. Die Kerzen und die weissen Tischdecken vermitteln ein angenehmes Restaurant-Feeling.
Doch, hier kann man sich wohl fühlen.
Karte
Einfache Schweizer Küche mit einer gewissen Raffinesse. Die Auswahl ist klein aber gut zusammengestellt. Fünf Vorspeisen, sechs Hauptspeisen und vier Desserts. Interessante Weinkarte mit erschwinglichen Preisen.
Bedienung
Das war eine Freude! Engagiert und freundlich, so wie es nur junge Gastronomen können, die von ihrer Idee voll überzeugt sind. Hoffentlich bleibt dieser Enthusiasmus noch lange bestehen.
Preis
Absolut in Ordnung. Zu dritt haben wir 465 Franken bezahlt. Das scheint auf den ersten Blick viel, relativiert sich aber in Anbetracht unseres grossen Hungers und Durstes an diesem Abend. Vorspeisen gibt es ab 9.50 Franken, Hauptspeisen ab 26.50 Franken und Desserts ab 10.50 Franken.
Harrys Tipp
Das Essen war einfach aber sehr gut. Speziell beeindruckt hat uns der lauwarme Randensalat mit dem karamellisierten Chèvre. Einziger Kritikpunkt war das Lammrack: Bei der Bestellung wurden wir nicht nach der gewünschten Garstufe gefragt. Auf den Tisch kam es dann für unseren Geschmack zu blutig. Das kann man noch besser machen.
Abgesehen davon ist das Goldene Fass sicher eines der aussergewöhnlicheren Restaurants, die wir in den letzten Wochen besucht haben. Das Lokal selber hat nur schon auf Grund seiner mutmasslich verruchten Geschichte einen gewissen Reiz. Dann waren es aber auch die Gäste, die uns in Erinnerung bleiben werden. Viele von ihnen waren alternativ, schwul, lesbisch, kreativ oder sonst wie ausserhalb des bürgerlichen Standardrasters. Uns hat dieser bunte Haufen so gut gefallen, dass wir bis um 2 Uhr in der Früh sitzengeblieben sind.
Adresse
Restaurant zum Goldenen Fass
Zwinglistrasse 7
8004 Zürich
Tel. 044 242 47 66
www.zumgoldenenfass.ch
Ist denn seid der Zeit von Bumann der Restauranttester wieder ein neuer Wirt auf dem Lokal? Denn derjenige der bei der Sendung mitmachte war ja nix, nur schon darum weil er keine Stammgäste in seinem Lokal duldete. Mir der Einstellung kann es ja nicht klappen!
Hoi Daniel, ja der alte ist weg, jetzt sind junge Gastronomen dort. Machen das ziemlich gut.
@harry; Vielen Dank für die Info. Dann werde ich doch mal wieder dort einen Versuch starten!
So, so. So läuft das also. Diese sogenannten «antikapitalistischen» Hipster-Gastronomen schlagen also in ihrer Freizeit bei ihren Gastro-Kollegen in Hamburg alles kurz und klein, zünden deren Mobiliar und Autos an und führen dann in Zürich mit Papis Kapital einen Edel-Schuppen namens «Goldenes Fass» in bester Lage in Zürich. Und helfen wacker beim Gentrifizieren des Quartierumfelds mit. Um eine Beiz in Zürich führen zu können braucht’s nämlich nicht wenig Kapital. Ich würde sagen beim nächsten Mal heisst es konsequenterweise anstelle «smash capitalism» besser «smash goldenes Fass».
Diese Story ist ja oberpeinlich!
Jakobli,peinlich ist einzig dein Kommentar. Bleib doch bitte auf Blick Online.
Jakobli2017 hat ganz einfach recht.
Nicht wenige der Chaoten und Randalierer in Hamburg und auch in Berlin zu ähnlichen Anlässen (1. Mai!) sind Söhnchen und Töchterchen aus besserem (?) Hause und auch aus dem europäischen Ausland, die sich auf ihrem Egotrip mal so richtig verwirklichen wollen –
und dann in meiner Heimatstadt die Sau rauslassen.
Es sind nachgewiesenermassen teilweise sogar regelrecht Krawalltouristen, die sich beispielsweise in Spanien vorbereiten und schon lange vor dem Ereignis Depots mit Hilfsmitteln anlegen und Strategien zur Strafvereitelung verabreden.